Wirksamkeitsforschung und Implementierungsforschung der „IDS“ Interdisziplinäre Strukturtherapie.
Wirksamkeitsforschung der IDAS
Wie wirksam und effizient ist eine sektorenübergreifende, interdisziplinäre, evidenzbasierte Maßnahme zur Verhinderung von Kindeswohlgefährdungen? Die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des IDS-Modells werden von 2023 bis 2026 in einer randomisiert- kontrollierten Studie untersucht.
Das Studiendesign der Wirksamkeitsforschung
Das IDS-Modell wird mittels einer randomisierten und kontrollierten Studie im Vergleich zu einer Sozialpädagogischen Familienhilfe (SpFh) hinsichtlich folgender Fragestellungen geprüft: Die Hauptfragestellungen untersuchen IDS als Maßnahme der Hilfen zur Erziehung in Fällen von Kindeswohlgefährdungen im Vergleich zu regulären Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung (nach §§30,31 SGB VIII) hinsichtlich einer Reduktion der direkten und indirekten Kindeswohlgefährdungen, Verbesserung von klienten-relevanten Aspekten (Erziehungsfähigkeit, Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen, Alltagsfunktionsniveau und Lebensqualität) und einer Verbesserung der Kosteneffektivität. Wirksamkeitsforschung und Implementierungsforschung der „IDS“ Interdisziplinäre Strukturtherapie. In sekundären Fragestellungen wird IDS im Vergleich zu Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung nach §§30,31 SGB VIII u.a. hinsichtlich einer Reduktion von qualitativen und quantitativen Aspekten der Hilfen zur Erziehung, Zufriedenheit von Nutzern und Fachkräften, Inanspruchnahme webbasierter Angebote, sowie hemmender und fördernder Faktoren für eine effektive und effiziente Umsetzung von IDS in die Versorgungslandschaft der Kinder- und Jugendhilfe untersucht. Die Untersuchungen der Familien finden vor Beginn der Maßnahme, nach vier und neun Monaten sowie nach 6 Monaten nach Beendigung statt. Die primäre Hypothesen der Mixed- Model-Analysen sind eine Reduktion von Kindeswohlgefährdungen und eine Verbesserung der Kosteneffektivität nach zwölf Monaten im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Die Auswertung der gewonnenen Daten erfolgt mittels deskriptiver und inferenzstatistischer Analysen (gemischte lineare bzw. logistische Regressionsmodelle, Net-Benefit Regression) sowie über qualitative Auswertungen von teilstrukturierten Interviews. Zusammenarbeit mit EmPEERie (Empower Peers in Research) Partizipation ist ein essentieller Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe. Zeitgemäße Projekte sollten sich der trialogischen Diskussion mit Familien stellen. Inklusion und Würdigung von Erfahrungswissen werden damit unmittelbar relevant für die Wissenschaft. Entsprechend wurde die Forschung der IDS mit einer „Nutzerorientierten Befragung“ abgestimmt. Ergebnisse fließen unmittelbar in die Weiterentwicklung der Maßnahme ein.
Implementierungsforschung: Interdisziplinäre Strukturtherapie im Kinderschutz
Mit der Einführung der IDS soll ein Beitrag zur Versorgungssituation für Kinder psychisch erkrankter Eltern innerhalb von Maßnahmen des Kinderschutzes geleistet werden. Wie schwer es ist, Innovationen in eine Versorgungslandschaft zu platzieren, zeigt der seit mehr als dreißig Jahren nahezu unveränderte Produktkatalog der Hilfen zur Erziehung. Andererseits aber hat das Thema „Kinderschutz“ einen hohen Stellenwert in der öffentlichen Wahrnehmung. Der in Deutschland relativ neue Ansatz der Innovationsforschung wird genutzt, um dieses Spannungsfeld zu ergründen. Die lmplementierungsforschung und die Entwicklung von lmplementierungskonzepten wurden bisher innerhalb der Sozialen Arbeit nur selten thematisiert. Die kommunalen Verwaltungsprozesse, die politischen Vorgaben und die rechtlichen Grundlagen bilden ein sehr komplexes lmplementierungsfeld. Um den lmplementierungsprozess der Interdisziplinären Strukturtherapie im Kontext seiner Einbettung innerhalb der Jugendämter zu untersuchen, ist es erforderlich, die Arbeitsbedingungen, Richtlinien und Verfahrensweisen sowie Belastungen und Kenntnisse von MitarbeiterInnen im Kinderschutz zu erfragen. Drei Studien werden mithilfe von Fragebögen und Interviews Zusammenhänge zwischen Aspekten der Arbeitsbedingungen, -zufriedenheit, sowie der Implementierungskomponenten innerhalb von Dienststellen der Jugendämter und dem sicheren Handeln im Kinderschutz, insbesondere in Fällen von Kindern psychisch erkrankter Eltern darstellen. Diese Zusammenhänge sollen die strukturellen Erfordernisse von Implementierungsprozessen abbilden und ihren direkten Einfluss auf die Handlungsweisen der Mitarbeiter*innen verdeutlichen. Die Erkenntnisse dienen der verbesserten Einbettung von Innovationen im Kinderschutz. Methodisch handelt es sich bei diesem Forschungsprojekt um eine Querschnittsstudie, die im Rahmen eines Mixed-Methods-Designs, die Sammlung und Analyse quantitativer und qualitativer Daten beinhaltet. Das sequenzielle Design beginnt die Untersuchung mit dem quantitativen Teil der Forschung in Form von standardisierten Fragebögen. Die Fragebögen werden computergestützt ausgewertet und die Zusammenhänge werden analog der Hypothesen abgebildet. (Berechnung des Kontingenzkoeffizienten in SPSS). Um die Spannungsfelder der Zusammenhänge besser zu verstehen und inhaltlich zu untermauern, werden die Ergebnisse der Fragebögen analog des qualitativ-vertiefenden Forschungsdesigns mit qualitativen Erhebungen ergänzt.